Vernissage Viktor Kronbauer (Theaterinstitut Prag) (CS) "Licht in Aktion"

Zu sehen ist eine Kollektion von Fotografien des tschechischen Theaterfotografen der Spitzenklasse, Viktor Kronbauer. Sie stellt eine Auswahl von 15 schwarzweißen Fotografien und 9 farbigen Fotos dar und ist besonders für das deutsche Publikum vorbereitet worden: Fotos von freien Inszenierungen des zeitgenössischen deutschen Theaters, welche in Tschechien bei internationalen Festivals zu Gast waren. Als Ergänzung dazu ist ein komponierter Zyklus aus dem internationalen Opernzyklus "Der Ring der Nibelungen" zu sehen.
"Eine Theaterinszenierung vergeht mit jeder Aufführung. Bis sie - mit der Dernière - endgültig vorbei ist. Eine kleinere oder größere Spur von ihr bleibt in den Herzen und Köpfen der Zuschauer. Manchmal bleibt auch eine Videoaufnahme, allerdings ohne die persönliche Emotion und die geheimnisvolle Interaktion zwischen Bühne und Zuschauerraum; eine Videoaufnahme als ein vollständiges, präzises, doch etwas trocken beschreibendes Zeugnis... Was noch übrig bleibt, ist natürlich die Rezension, die das Theatererlebnis in Worte komprimiert, deren Fähigkeit, dies zu evozieren, manchmal sehr kräftig wirken kann.
Doch dann ist hier noch die Theaterfotografie. Wenn sie wirklich gelungen ist, dann kann sie das tatkräftigste Zeugnis ablegen: im Bruchteil einer Sekunde (im Abdrücken des Fotoauslösers oder im Augen-Blick des Zuschauers) gewährt sie die Einsicht in Herz und Nieren dessen, was sich auf der Bühne abspielte als ob sie eine Handlungsepisode oder das Wesentliche in den Beziehungen zwischen den Figuren von innen beleuchtete. Sie täuscht allerdings keinerlei Objektivität vor; sie ist nämlich genauso subjektiv, wie die Wahrnehmung eines jeden Zuschauers. Gleich ihm ergänzt sie die Theaterinszenierung - dadurch, wie sie diese über die Rampe empfindet, beobachtet, interpretiert. Doch im Unterschied zum Zuschauer, in dem sich das Theatererlebnis abschließt, leistet die Fotografie eine "Berichterstattung" (Jaroslav Krejcí), sie speichert das Erlebnis ins Gedächtnis, sie verewigt es. Darin liegt übrigens ihre Stärke wie zugleich auch ihre Schwäche. Obwohl sich die Theaterfotografie in ihrer besten künstlerischen Leistung vom Theater selbst loszusagen scheint, um dadurch zu einem selbständigen und vollwertigen Artefakt zu werden, kann sie auf ihre ureigene Sendung, nämlich den Dienst am Theater, nie verzichten. Damit dient sie auch unserem Kulturgedächtnis schlechthin. Der Theaterfotograf Viktor Kronbauer ist ein souveräner Schöpfer und ein ergebener Diener zugleich. Diese Ausstellung liefert dafür genug Beweise." (Ondrej Cerný, Direktor des Theaterinsituts Prag, Direktor des Nationaltheaters Prag)
 
Viktor Kronbauer - geboren am 6. Juni 1949 in Prag. Bereits in seiner Kindheit führte ihn seine Tante, die berühmte Nationaltheaterschauspielerin Jarmila Kronbauerová, in die magische Welt des Theaters ein. Dank ihr kam er in die Nähe der größten Schauspielerpersönlichkeiten der tschechischen "ersten Bühne". Seit 1973 widmet er sich dem Fotografieren; als professioneller Fotograf profiliert er sich seit 1975 (seine erste publizierte Aufnahme stammt von einem Konzert im Rahmen der Musikfestspiele Prager Frühling). Von 1977 bis 1984 war er in der Tschechischen Philharmonie tätig (Fachbereich Werbe- und Öffentlichkeitsarbeit). 1983 absolvierte er das Studium am Institut für bildende Fotografie in Brno und 1984 kam er in das Theaterinstitut in Prag, in dem er bis heute tätig ist. Das Eindringen in das Wesen der Theaterfotografie und das Erfassen des Bühnenwerks in dessen Einmaligkeit wie auch dessen Flüchtigkeit lernte er bei dem Meister der tschechischen Theaterfotografie Jaroslav Krejcí, den er als sein Vorbild und seinen Lehrer ansieht. Kronbauers eindruckvolle, dabei jedoch dezente Dokumentation des tschechischen Theaters ist oftmals auf einem gegenseitigen persönlichen wie auch professionellen Vertrauen mit anderen Künstlern begründet: mit Theaterregisseuren, die es ihm ermöglichen, den Entstehungsprozess einer Inszenierung "von innen" aufzuzeichnen - von der ersten Leseprobe über die Premiere bis zur Derniere -, wie auch mit Schauspielern, deren zivile, für die "Titel"-Interviews der Divadelní noviny ("Theaterzeitung") aufgenommene Portraits in die innere Welt der Befragten sowohl lebhaft als auch diskret Einsicht gewähren. Kronbauers wertvolle Qualitäten - höchste Professionalität, künstlerischer Einblick und Taktgefühl - bewährten sich deutlich in einem umfangreichen Projekt, mit dem er von der Leitung des Nationaltheaters in Prag beauftragt wurde: während der ganzen Saison 2003/2004 konnte er das gesamte Geschehen im Nationaltheater nach eigener Wahl dokumentieren und danach in Form einer Ausstellung und einer Fotopublikation u.d.T. Národní divadlo, sezóna 2003/04 (Nationaltheater, Saison 2003/04) von dieser Arbeit ein Zeugnis ablegen.
Recht mannigfaltig (in Zeit und Raum) sind die Arbeitskontakte Kronbauers mit Theatern im Ausland: volle zwei Saisons (1985-1987) wirkte er extern als Fotograf der Semper-Oper in Dresden, ein Jahr (1991) arbeitete er zusammen mit dem tschechischen Dirigenten Václav Neumann in der Wiener Staatsoper (als Ergebnis entstand das Buch Setkání / Begegnung); er hatte die Gelegenheit, die Oper und das Ballett in London (für die Agentur Reuters), die Bühnen in Italien und Ungarn zu fotografieren, und er konnte das Schafffen des Taganka-Theaters und des Bolschoj-Theaters in Moskau dokumentieren. Eine besondere Kollektion stellen Kronbauers Fotografien von Inszenierungen ausländischer Bühnen dar, die auf den Prager deutschsprachigen Theaterfestspielen und auf dem Internationalen Festival Theater in Pilsen (wo Kronbauer seit Jahren eine Werkstatt für junge Theaterfotografen betreut) gastierten. Durch seinen äußerst professionellen wie auch dezenten Umgang im "Dienst am Theater" errang Viktor Kronbauer unter den tschechischen Theaterfotografen verdientermaßen eine privilegierte Position, die ihm insbesondere in der letzten Zeit ermöglicht, die angesehensten Theaterereignisse von internationaler Bedeutung zu fotografieren: die erste vollständige - internationale - Aufführung des Ring der Niebelungen von Richard Wagner im Nationaltheater in Prag wie auch die Aufführung der Oper Griechische Passion von Bohuslav Martinu in Koproduktion mit dem Theater Covent Garden aus London und dem Nationaltheater in Brno. 2002 nahm Viktor Kronbauer an einem renommierten Wettbewerb, auf der Triennale der Theaterfotografie im kroatischen Novi Sad teil und erhielt hier für seine Serie von Fotografien aus der tschechischen Inszenierung von Shakespeares Richard III. (Theaeter Globe) eine Silbermedaille; auf der folgenden Triennale 2005 erhielt er für seine Serie Lights, die sich auf die deutsche Inszenierung nach Shakespeares Schlachten! (Deutsches Schauspielhaus in Hamburg) bezieht, die Goldmedaille; darüber hinaus wurde er für seine Fotokollektion aus der ungarischen Aufführung des Macbeth von Shakespeare (Kamaraszínhás in Budapest) von der Fédération Internationale de l'Art Photographique (FIAP) mit der Goldmedaille geehrt. Von seiner langen Reihe der Ausstellungen im In- sowie im Ausland kann man hier seine individuelle Exposition auf der Internationalen Ausstellung der Bühnengestaltung Prager Quadriennale 2003 in Prag und die Ausstellungen in London, in den USA und zuletzt in Belgrad (September 2006) sowie auch in St. Petersburg (Herbst 2006) erwähnen.

Diese Ausstellung errichtete Viktor Kronbauer speziell für das deutsche Publikum.
Kuratorin der Ausstellung: PhDr. Vlasta Smoláková, CSc. (Theaterinstitut Prag) | Plakat: Dr. Jan Jiroušek
Veranstalter: Theaterinstitut Prag in Zusammenarbeit mit dem Tschechischen Zentrum Dresden