christoph winkler
"THE WANDERING PROBLEM"

Freitag 29.4. 21.00 Uhr & Samstag 30.4. 21.00 Uhr Kulturzentrum Scheune

Choreografie: Christoph Winkler | Tanz: Ingo Reulecke, Nicole Baumann | Musik: Mark Spybie, Hazard, Terre Thaemlitz, Sleep Research Facility | Video: Lillevän | Produktion: Christoph Winkler | Länge: 50 min

Grundlage des Stückes bildet das als "Wandering Problem" bezeichnete Phänomen der Psychiatrie. Es beschreibt den unablässigen Drang einer Gruppe von Demenzpatienten sich fortzubewegen. Sie gleiten und wandeln scheinbar end- und zeitlos durch den Raum. Ihre monotonen Gänge, ihr unaufhörlicher Bewegungsdrang kompensiert somit wahrscheinlich den fortwährenden Verlust ihrer Gefühls- und Innenwelten. Das im Diskurs oft verklärte Motiv des nomadisch lebenden Menschen der heutigen Zeit findet hier sein pathologisches Extrem: ohne Erinnerungen gibt es keine Verortung in der Welt und ohne die Zeichen des städtischen Raumes lesen zu können sind es Gänge ohne Wiederkehr. Wenn man diesen Menschen miniaturisierte Welten schafft, so laufen sie oft unablässig aneinander vorbei und sind nach Aussagen von Beobachtern kaum zu unterscheiden von dem gesunden Rest der Menschheit. Es geht in dem Stück aber nicht darum, eine Krankenakte zu bebildern, sondern um die Konzentration auf bestimmte Aspekte dieses Phänomens auf einer metaphorischen Ebene. Wenn das Theater wirklich der Platz für das Durchspielen von gesellschaftlichen Phänomenen ist, dann nehmen wir diese Weltmetapher wörtlich und erschaffen für den Tänzer ein System mit räumlich und zeitlich koordinierten Abläufen. In diesem System beginnt seine Wanderung, die nur unendlich sein kann und der Tanz wird plötzlich zum Handeln an sich selbst.

"Winkler … findet für Zerfallserscheinungen an Leib und Bewusstsein, Körper und Verstand bisweilen quälende Tanzbilder. Verworren lasziv und raubtierhaft gespannt, dann wieder schlenkernd und erschlafft, plötzlich in überspannte Drehungen, unfaßliche Verdreher und Aufschraubungen verfallend oder abrupt erstarrend, steht ihm ein Bewegungsvokabular zu Gebote, das alles Idyllische meidet, das Abgründige dabei aber mehr zitiert als bedrohlich ausagiert. " FAZ "Winklers unheimliches Experiment erschließt neue Dimensionen für einen Tanz, der klassische oder zeitgenössische Klischees nicht mehr bedienen will." FAZ, 28.6.2002 über "Fatal Attractions"

Christoph Winkler wurde in Torgau geboren und war als Jugendlicher zunächst mehrfach Spartakiadesieger im Gewichtheben und Judo, trainierte außerdem Kampfsport und Break-Dance bevor er zur Ausbildung an die Staatliche Ballettschule Berlin delegiert wurde. Er tanzte in Videoproduktionen für MTV und trat Anfang der neunziger Jahre in Berlin als Performer in Underground-Technoclubs auf. Danach studierte er 4 Jahre Choreographie an der Berliner Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch".
Im Anschluss an diverse Choreographien für Schauspiel, Musical und Oper entschied sich Christoph Winkler 1998 als freischaffender Choreograph in Berlin zu arbeiten. Hier hat er bisher 21 Solo- und Gruppenstücke geschaffen und wurde von der Kritik bereits mit John Cranko verglichen.
Zwei der Stücke (FAQ und Wandering Problem) wurden auf der Tanzplattform Deutschland 2002 präsentiert und zu weiteren Gastspielen im Ausland eingeladen. Seine Choreographie "Lebenslang" würdigten beide Berliner Stadtmagazine im Jahresrückblick als bedeutendstes Tanzstück in Berlin 2002. Neben seiner choreographischen Arbeit betreibt er das Plattenlabel für elektronische Musik "Klangkrieg-Produktionen" in Berlin (www.klangkrieg.de). Ausgewählte Arbeiten "Homo Sacer" (2004) "Hinter den Linien" (2003) "Jerusalem" (2002) "Lebenslang" (2002) "Fatal Attractions" (2002) "Apparat" (für Sam) (2002) "Berst" (2001) "The Wandering Problem" (2000) "F.A.Q." (2000) "Herausragender Choreograf." ballet-tanz, Jahrbuch 2003

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