Der
letzte Teil der Trilogie "Fremde" thematisiert nicht das
Weggehen, sondern das Dasein. Szenerie
ist Wohnraum, den die Künstler mit und durch ihre Persönlichkeit füllen.
Geschildert die Suche, manchmal das Finden des eigenen Platzes, zu
ruhen, zu lesen, zu bewegen, zu wärmen, zu lieben. Liebe, die sich real
nur selten leben lässt, berückend im Traum, in Kostümen getarnt,
verrenkt beim Telefonat mit der Mutter. Heimatsuche in Gegenständen, in
sich selbst und im Gesicht des Gegenübers. Sieben Menschen reifen im
Mit- und Gegeneinander des Alltäglichen. Wann
fängt eigentlich mein Leben an oder bin ich schon mittendrin ... jeder
Zeit in der Lage, es bestimmt zu gestalten oder es im nächsten Moment
im Herd zu ersticken, um den Übrigen mahnendes Symbol zu bleiben oder
mehr als das ... Heike
Hennig
studierte Tanz und Body-Mind-Centering in Köln, Sao Paulo und San
Francisco. Seit '98 ist sie freischaffende Choreographin in Leipzig und
unterrichtet an der HGB und der Universität Leipzig. "Fremde" 3. Teil ist eine atmosphärische Inszenierung mit Tanz, Schauspiel, Jonglage und Gesang über Leben und Lebenlassen, die facettenreich, mal zärtlich-warm, mal fratzenhaft-verzerrt, dynamisch durch die Spielfreudigkeit und das Improvisationstalent der beteiligten Künstler umgesetzt ist.
Pressestimmen: Man
möchte nicht Tisch sein auf der LOFFT-Bühne. Mit ungeheurer Wucht
knallen Füße auf die Platte, rutschen Oberkörper über sie hinweg,
krallen Hände sich an den Holzbeinen fest ... Ein Vorgang, der für die
Akteure von Heike Hennig zum Tagesablauf gehört wie das Mittagessen.
... Der dritte und letzte Teil von "Fremde" spielt sich zu
Hause ab, zwischen Wohnzimmer-Couch, Sessel und jenem Esstisch, den
Michael Veit und Frieder Tenschert zum Instrument ihrer dramatischen
Akrobatik machen. "Fremde"
ist in vielerlei Hinsicht ungewöhnlich: ... Die Besetzung ist
exzellent: Michael Veit und Steffen Fuchs tanzten bis vor kurzem für
Uwe Scholz Opern-Ballett, Frieder Tenschert reiste als Akrobat, Jongleur
und Clown durch Europa, Ron Kroß ist Jongleur und Feuerspucker. Gabi
Francik arbeitet als Malerin in Toulouse und Leipzig, Iris Kleinschmidt
und Jana Rath sind freischaffende Tänzerinnen. Unterschiedliche Einflüsse,
die sich in der Inszenierung bemerkbar machen. Einen
hohen Anteil hat das Theaterspiel. Die Ausstrahlung der Akteure in den
Sprechszenen wirkt so ungekünstelt, dass den Proben-Beobachter immer
wieder das Gefühl beschleicht, der Spieler steige gerade aus seiner
Rolle aus. All das in einer Arbeitsatmosphäre, die Heike Hennigs Schwärmen
von der "extrem guten Chemie untereinander" bestätigt. Der
dritte Teil von "Fremde" ist ein Trip in mehrere Innenleben.
Jeder lässt sich von seinen Interessen treiben, vom Griff ans Telefon
bis zum Schaukeln in der Hängematte - bis ein unmerklicher Bruch die
eingespielten Muster zersplittert. Der Plätzetausch sorgt für Chaos
uns Aggression. Das Vertraute wird fremd, weil es die Besitzer wechselt.
Eine Art "Herr der Fliegen" im Wohnzimmer-Land, allerdings mit
einem Ende, das dem Credo von Heike Hennig entspricht. Die Choreografin und Dozentin an HGBund Uni Leipzig studierte Tanz in Köln, Berlin, San Francisco; sie arbeitete in Lissabon, Rom, Bozen und Paris. Sie versteht die Fremde als Chance für Veränderung - trotz aller Irritationen, die das Unvertraute mit sich bringt. Dass die Mutter zweier Söhne seit vier Jahren wieder in ihrer Geburtstadt Leipzig lebt und so arbeiten kann, wie sie es immer wollte, empfindet sie als großes Glück. Sparzwang hin, Fördergeld-Dürre her - sie baut auf ihr Projekt "Gott der kleinen Dinge" (nach Arundhati Roys Roman) für die kommende euro-scene. Außerdem auf eine Großproduktion im nächsten Jahr. Und natürlich auf "Fremde". Als Chance. Leipziger Volkszeitung vom Montag, 23. September 2002 Choreographie
Heike Hennig Tanz Micha
Veit / Frieder Tenschert / Gabi Francik / Jana Rath / Iris Kleinschmidt
/ Steffen Fuchs / Ron Groß Mit freundlicher Unterstützung von IBM / Kulturamt Leipzig / Minkus Architekten |
Dienstag
27.4. 20 Uhr / Mittwoch 28.4. 20 Uhr |
Kulturzentrum Scheune |
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