Helena Nicolao (GR) And friends
"Hochzeit im Himmel"
3. Mai / 4. Mai / 22 Uhr / projekttheater dresden

Choreographie und Tanz: Helena Nicolao
Musik und Percussion: Fritz Sitterle
Videokunst: Sandra Vasques de La Horra

Helena Nicolao absolvierte ihre Ausbildung u.a. am European Development Center in Arnheim. Als Tänzerin arbeitete sie mit Choreographen wie Yoshiko Chuma / New York und Vincent Cacialano / Amsterdam zusammen. Als Choreographin stellte sie sich im Düsseldorfer Choreographenkollektiv vor, macht mit Solo-Stücken wie "Mizu Dake" (2000 + 2001 im projekttheater) auf sich aufmerksam und erhielt 2001 das Choreographen-Stipendium der Stiftung Kunst und Kultur des Landes NRW. Sie lebt in Düsseldorf.

Hochzeit im Himmel entstand in Kooperation mit dem Tanzhaus NRW, gefördert durch das Ministerium für Städtebau und Wohnen, Sport und Kultur des Landes NRW, die Stiftung Kunst und Kultur des Landes NRW sowie das Kulturamt Düsseldorf.

Passen Männer und Frauen eigentlich zusammen?
Was hat Liebe mit Bäumen zu tun?
"Hochzeit im Himmel" erzählt keine klassische Liebesgeschichte. Es entsteht vielmehr ein erotisch poetisches Beziehungsgeflecht zwischen Mann und Frau: intensiv, humorvoll, zuweilen grotesk und stets die Einfachheit der Mittel wahrend. Die Zusammenarbeit der Tänzerin Helena Nicolao, des Musikers und Body Percussionisten Fritz Sitterle und der Videokünstlerin Sandra Vasques de La Horra konzentriert sich auf das elementare und substantielle Thema der Liebe.
Hochzeit im Himmel beschäftigt sich mit den verschiedenen Facetten der Liebe, ausgehend von der Begegnung zwischen Frau und Mann. Ein erotisch-poetischer Schwerpunkt kommt in dieser ersten Begegnung zum Tragen. Sensitivität und erotische Leidenschaft paaren sich in harmonischer Verschmelzung. Ewigkeit und dadurch die Nähe zum Tod werden fühlbar. Reibung und Konflikt, Nähe und Distanz bilden weiteres Material der Auseinandersetzung mit dem Thema. Spiegelung, Symbiose und Androgynität geben in ihrem energetischen Potential dem Stück inhaltliche Substanz, sind Dreh und Angelpunkt der tänzerisch-künstlerischen Auseinandersetzung.
Die konzeptionelle Idee dieser Arbeti überschreitet an einem bestimmten Punkt, die bloße Beschäftigung mit einem Beziehungsgeflecht.
Die Öffnung und Sichtbarmachung, losgelöst vom Partnerschaftskonflikt, der Liebe als substantielle Lebensenergie die alle Bereiche des Lebens umfasst, ist mir in diesem Stück ein großes Anliegen.

Hochzeit im Himmel
Das Wesen der Liebe
Liebe ist etwas substantielles im Leben des Menschen. Ein Grundgefühl und eine Erlebnisfähigkeit, die von Geburt an, schon als Säugling entwickelt wird. Liebe ist bedingungslos und nicht besitzergreifend.
Es gibt Liebe zur Natur, zu Tieren, Mutter/Elternliebe, Liebe zu einem Partner. All diese Liebe ist grundlegend ein und dasselbe Gefühl. Sie entsteht aus der Offenheit und sensitiven Erlebnisfähigkeit eines Menschen.
In der Liebe zu einem Partner spielen Erotik und Sexualität eine wichtige Rolle. Wobei man hier sehen muß, daß Liebe und Sexualität nicht ein und dasselbe sind. Sexualität ist also ein Teil der Liebe. Die Gefahr liegt hierbei in der Trennung von Liebe und Sexualität, sie birgt eine konsumorientierte Sexualität, die mit Liebe nichts zu tun haben muß.
Liebe ist positive Zuwendung. Zuwendung ist Aufmerksamkeit, Achtsamkeit und Wachheit gegenüber dem Anderen. Sie ist aktive Anteilnahme ohne Kritik, Haß und Abwertung. Zuwendung gegenüber allem was den Menschen umgibt. Den Himmel, Musik, Gerüche, das Gespräch mit Menschen .... also alles was im Moment geschieht.
Die Zuwendung zu allem Lebendigen ist die Voraussetzung für die Liebe ohne sie kann keine Liebe entstehen und wachsen.

Liebe und Selbstfindung
In der Liebe zu einem Menschen des anderen Geschlechts erwarten wir Resonanz und Erwiderung. Wir spiegeln uns in dem anderen, suchen Bestätigung unseres Selbst. Diese Spiegelung die als Kind nötig war um uns wahrzunehmen, ist in einer erwachsenen, reifen Beziehung nicht mehr nötig. Die Wahrnehmung des Selbst entwickelt sich nicht über die Reflexion des Partners, sondern durch das Hineinspüren in uns selbst. Erkenntnisse und Wahrheiten liegen in jedem von uns und in der Fähigkeit sich auf sich selbst horchend einzulassen. Das gibt dem Menschen die Freiheit sich liebend zu öffnen, ohne den anderen "auf Gedeih und Verderb" zu brauchen.

Spiegelung Symbiose Androgynität
Aus der Problematik der Spiegelung im anderen ist ein Bühnenbild und Videoidee entstanden. Daer tatsächliche Spiegel ermöglicht als Element die Umsetzung im Tanz. Es zeigen sich verschmelzende abstrakte Figuren die in sich selbst überraschende, energetische Formen entstehen lassen. Es ist nicht mehr ersichtlich, welche Körperteile zu wem gehören. Durch die absurde Doppelung wird der Konflikt auf künstlerische Weise deutlich.

Das Verschmelzen ineinander, die Sehnsucht wieder eins zu sein, der Einsamkeit zu entfliehen zeigt sich in symbiotischen Beziehungen. Der Zustand der Symbiose wird erlebt wie der Zustand im Mutterleib, die ständige symbiotische Verbindung mit einem anderen Menschen. Diese Haltung birgt im erwachsenen Alter, Abhängigkeit und Konflikt in sich. Dieser beglückende Zustand kann immer wieder für kurze Zeit neue erlebt werden, muß aber in einer unabhängigen inneren Haltung auch immer wieder verlassen werden können.

Androgynität bedeutet Frau und Mann in einer Person zu sein. Weibliche und männliche Anteile sind in einem Menschen miteinander verbunden. Meiner Meinung nach sind wir alle auch androgyn. Wir haben zwar schwerpunktmäßig ein Geschlecht, welches sichtbar ist, aber in inneren Anteilen tragen wir auch das andere Geschlecht in uns. Es ist auch letztendlich nicht wirklich wichtig welchem Geschlecht wir angehören, da unsere grundlegende energetische Substanz geschlechtslos ist bzw. beide Geschlechter in sich trägt.
Diese Substanz von der hier die Rede ist, spielt für die tänzerische Umsetzung in meiner Arbeit eine wichtige Rolle.

Erotik und Poesie
"Sie ist wiedergefunden.
Wer? Die Ewigkeit.
Sie ist das Meer,
Das mit der Sonne schwand"

"Die Poesie führt zu demselben Punkt, zu dem jede Form der Erotik führt - zur Ununterscheidbarkeit, zur Verschmelzung der unterschiedlichen Gegenstände.
Sie führt uns zur Ewigkeit, sie führt uns zum Tod und durch den Tod zur Kontinuität: die Poesie ist Ewigkeit.
Sie ist das Meer, das mit der Sonne schwand.
Georg Bataille
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