10. Tanzwoche Dresden
27. 06. - 08. 07. 2001
Schirmherr: Dr. Bernhard Frhr. von Loeffelholz

 

Wohin?

Lange Solo Nacht III
„Im (Goldenen) Schnitt I“
Durch den Raum, durch den Körper
Cesc Gelabert (E)
tanzt ein Solo von Gerhard Bohner (1936-1992)
Festspielhaus Hellerau

6. & 7.7., 21.30 Uhr

 
Choreographie:
Gerhard Bohner (1989)
Rekonstruktion:
Cesc Gelabert (1996)
Rauminstallation:
Vera Röhm
Musik: Johann Sebastian Bach aus "Das Wohltemperierte Klavier" Buch I Präludium und Fuge 1-12 in einer Einspielung von Keith Jarret (ECM-835246-2)
Videodokumentation: Cosima Santoro (1989)
Künstlerische Assistenz: Lydia Azzopardi
Bühnentechnische Leitung: Rüdiger Kratzert Tourneeleitung: Inge Zysk
  In Zusammenarbeit mit der Gelabert-Azzopardi Companyia de Dansa aus Barcelona unternimmt die Berliner Akademie der Künste die erste Rekonstruktion eines Solotanzes von Gerhard Bohner (1936-1992). Cesc Gelabert, seit seinem Debüt beim Akademie-Festival 1985 regelmäßig in Berlin und in gegenseitiger künstlerischer wie menschlicher Hochachtung mit Bohner verbunden gewesen, hat "IM (Goldenen) Schnitt I" nach Material der Berliner Videofilmerin Cosima Santoro rekonstruiert. Ansatz für die 1989 entstandenen drei Versionen von "Im (Goldenen) Schnitt I" war Bohners Interesse an der Zusammenarbeit mit Bildenden Künstlern, das zu Bühneninstallationen von drei Künstlern führte. In der ersten, am 2.Mai 1989 im Studio der Akademie der Künste uraufgeführten Version reagiert der Tänzer auf einen von der Darmstädter Bildhauerin Vera Röhm gestalteten Raum aus begehbaren Konstellationen von Holz-Plexiglas-Pfeilern.
Cecs Gelabert: "Bei der Arbeit an dem Solo "Im (Goldenen) Schnitt I" bin ich betroffen von der Weisheit des Stücks. In der scheinbaren Einfachheit seiner Form liegt ein tiefes Verständnis von Bewegung. Die Spannung zwischen den geometrischen Möglichkeiten des Körpers und der menschlichen Natur ist wunderbar gelöst. Es ist reiner Tanz, einem Gespräch vergleichbar. ... Man könnte das Stück in zwei Teile teilen. Im ersten bin ich hauptsächlich befaßt mit der grundlegenden Beschreibung von Raum und Linie. Diagonale, Winkel, Kurve, Quadrat und so weiter. Es ist ein Gefühl von Durcheilen des Raums. Plötzlich, im zweiten Teil, halte ich einen Spazierstock und stehe in einem engen Kreis im Bühnenhintergrund, mir seltsam meiner sebst bewußt, und von dort aus beginne ich meine Reise durch die verschiedenen Teile meines Körpers und noch einmal hinein in mich selber. Eine Meditation, eine Erinnerung an meine eigene Geschichte mit zahlreichen gleichzeitigen Ausbrüchen der Visionen von Gerhard. Die Musik zu verstehen war bei den Proben wesentlich, da die Bewegungen musikalisch konstruiert und natürlich plaziert sind. Als ich das Video zum ersten Mal sah, kam es mir wegen der scheinbar fließenden, subtilen Struktur so vor, als würde Gerhard frei improvisieren, und nachdem ich mit den Proben begonnen und die Struktur der Details studiert hatte, erkannte ich, wie eng jede Bewegung auf die Musik bezogen war. Im Augenblick finde ich das Stück traurig, sehr bewegend - zumindest während ich dies schreibe - und weiß nicht, was daraus entstehen wird."
Gerhard Bohner 1936 in Karlsruhe geboren. 1954 bis 1958 Tanzausbildung dort und anschließend am Mary Wigman Studio in Berlin. Nach Engagements in Mannheim und Frankfurt/Main von 1961 bis 1971 im Ballett der Deutschen Oper Berlin, ab 1964 Solist. Choreograph seit 1964. 1967 erster eigener Abend in der Berliner Akademie der Künste. 1972 (und postum 1992) Preis des Verbandes Deutscher Kritiker. Von 1972 bis 1975 Leitung des Darmstädter Tanztheaters, von 1978 bis 1981 --zusammen mit Reinhild Hoffmann - das Bremer Tanztheater. Bohner hat bis zu seinem Tode am 13.7.1992 als Tänzer und Choreograph in Berlin gelebt.
Cesc Gelabert Tänzer und Choreograph. Geboren in Barcelona. Mehrjähriges Studium von Tanz und Architektur. 1972 als erste choreographische Arbeiten Solo Stücke, 1977 erstes Gruppenstück. 1978 bis 1980 Aufenthalt in New York. Seit 1980 intensive Zusammenarbeit mit der britischen Tänzerin und Choreographin Lydia Azzopardi in Barcelona, 1986 Gründung ihrer beider Companyia de Dansa. Nach einem ersten Gastspiel 1985 in der Akademie der Künste seit 1988 regelmäßig in Berlin als Gast der TanzWerkstatt, des Hebbel-Theaters, der Komischen Oper, der Akademie der Künste und 1992 als Stipendiat des DAAD. 1983 Nationaler Tanzpreis von der Katalanischen Regierung, 1987 Preis der Stadt Barcelona, 1994 Goldene Verdienst-Medaille für Schöne Künste von der Spanischen Regierung.
Vera Röhm Bildhauerin. 1943 in Landsberg/Lech geboren. 1961-1967 Studium: Académie Charpentier, Paris und Ecole Cantonale des Beaux-Arts, Lausanne. Sie lebt in Darmstadt und Paris. 1974 begann sie mit Metall zu arbeiten. Die ersten Tetraeder entstanden, danach folgten Material- und Winkelergänzungen sowie Installationen mit Ergänzungsstäben. 1977 fotografische Spurensicherung im Pariser Stadtviertel Marais, in der Werkgruppe "Stützwerke" in großen Fotoleinwänden und überarbeiteten Fotoserien manifestiert. 1983 Bühnenbild für "La niut juste avant des forêts" von Bernhard-Marie Koltès beim Theaterfestival München. Seit 1983 beschäftigt sie sich mit der Visualisierung von Zeit, mit Körpern und deren Schatten. Viele Ausstellungen in Museen und Galerien im In- und Ausland begleiten ihr Werk.

Eine Koproduktion der Akademie der Künste, Berlin-Brandenburg, und der Gelabert-Azzopardi Companyia de Dansa, Barcelona

Die Gelabert-Azzopardi Companyia de Dansa wird unterstützt durch das I.N.A.E.M. des Ministerio de Educación y Cultura, durch das Departament de Cultura de la Generalitat de Catalunya und durch das Institut de Cultura de l' Ajuntament de Barcelona.
Die Kompanie ist "Artist in part time residence" beim Hebbel-Theater, Berlin, und angeschlossen an das teatre Lliure in Barcelona. Zusammenarbeit mit Lufthansa und mit Copec.
Gefördert vom NPN.