Keine Erklärung zum Genuß Es ist Juni & es ist Tanzwoche in Dresden. In diesem Jahr währt die Woche satte 18 Tage. Wie das? Über die Tradition des Tanzes speziell des modernen muß man in dieser Stadt & speziell Ihnen, dem Publikum nichts sagen - das gehört zur „Allgemeinbildung" - höre zumindest ich allerorten. Wie sieht dies in der Gegenwart aus. Wir erleben unsere Geschichte aus Büchern & Tourismusführern. Wenn wir die Programme unserer Theater & Veranstaltungshäuser lesen, stellt sich der Alltag anders als der Nimbus dar. Also wieder Tanzwoche, um uns, Ihnen & den Sparten „Tanz, Tanztheater & Performancekultur" ein Stück mehr Raum zu geben als er über das Jahr vorhanden ist. |
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Wohin? |
Tanzwoche
99 - PLURAL PUR & PLUS - d.h. reine Vielfalt (stören Sie sich nicht an
meiner Auslegung) & noch etwas dazu, aber auf keinen Fall „Beliebiges"
oder „Gefälliges". Wir bieten Ihnen tatsächlich eine Vielfalt, wie sie
in der Tanzwoche noch nicht zu erleben war. Bei Lektüre des Programmes
& der zwingenden Entscheidung - wo gehe ich hin - fällt schon auf, daß
die Tanzwoche ab 99 kein reines Projekt der „Independent Szene" Dresdens
mehr ist. Die verschiedenen Veranstaltungshäuser haben sich in Ihrem &
dem Interesse der Ihnen angetragenen Kunst zu einem Koproduktionsverbund
zusammengeschlossen, welcher künftig auch die vom Publikum wahrgenommene
Programmierung des Festivals realisieren wird. Was bringt das für Sie?
Sicher eine Erweiterung des Angebotes, aber vor allem wollen wir Ihnen
damit ein Angebot der beteiligten Bühnen unterbreiten, die spartenspezifischen
Unterschiede der Spielstätten besser wahrzunehmen. Das Wichtigste ist
jedoch, daß wir hoffen, mit dem Öffnen des Fächers Sie als Publikum dauerhaft
zu gewinnen & damit die Bedingungen für diese sehr spannende Sparte künstlerischen
Schaffens in Dresden & Sachsen positiv zu beeinflussen. Doch konkret,
was erwartet uns zwischen dem 03. & 20. Juni bzw. was erwartet uns nicht?
Ein Highlight herauszuheben will mir nicht gelingen, dazu gibt es zu viele.
Neugierig sind wir & wir hoffen auch Sie auf die Premieren - derer gibt
es sieben in den 18 Tagen. Dies ist eine der Tugenden unsere Festivals.
Wir bauen auf die künstlerische Qualität unserer Gruppen & überraschen
Sie & uns mit dem Ergebnis - was nicht heißt, daß der Erfolg garantiert
ist. Auch das arbeiten in theatral nicht prädominierten Räumen ist ein
Markenzeichen der Tanzwoche. 1999 haben Sie die Chance, zwei Pole zu erleben.
Eröffnet wird das Festival mit der Produktion „Gravity Station" im Transitraum
1 des Dresdner Flughafens - checken Sie ein. Als Pol gegenüber dem Jet-Set
wird oft die ländliche Idylle gesehen. „Stadtflucht" titelt das Projekt,
welches die 99’er Tanzwoche abschließt. Angesiedelt in Dresden-Omsewitz,
stellt es sich diesem sozialen Kontrapunkt. Dazwischen erleben wir Produktionen,
Premieren & Gastspiele in einer Vielzahl & einem Facettenreichtum, daß
ich empfehle einen Festivalpaß zu erwerben & Urlaub zu nehmen. Oder wollen
Sie Luc Dunberry im TiF verpassen? Wie geht es Ihnen, wenn Sie eine euphorische
Kritik über die Vorstellung von NCB im Theater 50, Osten/Bönig oder Anna
Huber im DEREVO-Laboratorium oder Jo Fabian in Hellerau lesen & Sie haben
die Gelegenheit verpaßt, Sie waren nicht dabei? Tango ist nicht nur ein
Tanz, er ist Philosophie - ein Muß im Societätstheater. Die Namen oder
Titel in diesem Heft sagen Ihnen nichts oder fast nichts? Qualität ist
nicht, was oft als solche bezeichnet wird. Vertrauen Sie & experimentieren
Sie mit uns. Wenn Sie meine Worte lesen, halten Sie ohnehin das Programmheft
in den Händen. Ich brauche mich also nicht weiter verbreiten, die folgenden
Seiten sagen mehr zu den einzelnen Veranstaltungen. Bitte nehmen Sie sich
die Zeit, die Broschüre zu „lesen". Sollten Sie noch Fragen haben, stehen
wir alle zur Verfügung. „Alle" meint die Vielzahl an Mitarbeitern, Unterstützern
& Helfern die dieses Festival ermöglichen & insbesondere das Tanzwochenkuratorium.
Im Nachtcafe „Rosso & sein Hund" haben Sie kontinuierlich Gelegenheit,
mit uns ins direkte Gespräch zu kommen. Sie finden, wie Sie merken, alles
wieder, was die Tanzwoche seit Jahren auszeichnet - Produktion, Präsentation,
Experiment, Outdoor, Kommunikation etc. - dies läßt sich „programmieren",
Ihre Neugierde nicht. Abschließend bleibt mir nur, uns gemeinsam interessante
Erlebnisse zu wünschen & allen zu danken, die zum Stattfinden & Gelingen
der Tanzwoche beigetragen haben & beitragen. Natürlich ist uns, als frei
getragenem Kulturverein, jede Unterstützung in unserer Arbeit, ob nun
Tanzwoche oder Produktion, willkommen. Wir laden Interessenten herzlich
ein, sich als Mitglied des „Vereins zur Förderung der TANZBÜHNE Dresden
e.V." aktiv an der Arbeit zu beteiligen, oder diese durch Spenden zu unterstützen.
Detlef G. Skowronek |
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