11. Juni bis 21. Juni 1998
Auf den Weg

Das siebente Jahr gilt in Beziehungen gemeinhin als kritisch oder einfach nur als verflixt. Ob dies auch auf die Beziehung der Tanzwochenveranstaltungen zu Ihnen, dem Publikum, zutrifft, werden wir in den nächsten Tagen sehen. „Sacral Essenz" ist der Titel der Tanzwoche 98. Erfahrbar ist er, wenn man dem Programm folgt, oder wenn man den Tanzwochenclub tatsächlich als Kommunikationsort nutzt. Heilig ist die Kunst allemal, auch wenn sie meist ihren Themen unheilig gegenübertritt. Ob Sie nun Ihren Geschmack durch die Essenz verfeinern oder reizen, oder ob Sie die Essenz als „die" Lösung empfinden, überlasse ich Ihrer Auslegung. Was erwartet uns zwischen dem 11. & 21. Juni bzw. was erwartet uns nicht? Es ist gelungen, wieder ein weitgefächertes Programm zusammenzuführen & nach Dresden zu holen, welches bereichern, inspirieren & überraschen wird.

 

Springen?

Die Tanzwoche war & ist kein Kulturfestival des künstlerischen Durchlaufes & Konsums, sie ist eine Konzentration von KünstlerInnen & Gruppen, welche sich Ihnen mit ihren jeweiligen künstlerischen Äußerungen offenlegen & mit Ihnen in Austausch treten wollen. Die Tanzwoche ist weiterhin eine Kommunikationsplattform für KünstlerInnen untereinander. Ich hoffe & weiß, daß gerade dieser Punkt in unserem „Kunstmarkt" wichtig ist. Selbstverständlich sind auch wieder einige der KünstlerInnen, welche zur Tanzbühne Dresden gehören mit dabei, das ist Tradition & ich meine in diesem Fall Tugend. Die ganze moderne Welt spricht von Multimedia, Globalisierung, neuen Medien, Computeranimation, Projektionen etc. & beschäftigt sich damit. Sie kennen all diese Schlagworte & wissen möglicherweise, was sich „dahinter" verbirgt. Und da die Tanzwoche nicht unmodern ist, stellt sie sich der Herausforderung. Das projekttheater, seit Gründung der Tanzwoche Partner & Ort für Experimente, steht 1998 ganz im Zeichen des Dialoges Theater - Neue Medien. Wir versuchen uns mit Ihnen dem „dahinter" spezifisch für das Theater zu nähern & dieses möglicherweise auch noch - gleichnishaft - zu verallgemeinern. Alle drei gastierenden Projekte bedienen sich der gleichen modernen Technologien, behandeln diese bzw. setzen sie jedoch völlig unterschiedlich ein. Wir erwarten im Spektrum des Umgangs spannende Erfahrungen zu dem oben umrissenen Thema. Im Tanzwochenclub „projekttheater" haben wir, wenn noch Fragen offen sind, die Möglichkeit diese zu lösen. Der Club lädt jedoch nicht nur zum Philosophieren, sondern auch zum Wohlfühlen ein. Weiterhin gibt es hier die Möglichkeit, Videos von Produktionen anzusehen bzw. vorzustellen. Natürlich soll er auch Treff für KünstlerInnen & Publikum sein. Das „Derevo-Laboratorium" auf der Meschwitzstraße ist neuer Partner im Veranstaltungsnetzwerk der Tanzwoche. Die Gruppe „Derevo" ist nicht zuletzt durch die Tanzwochen 94 bis 96 & das Projekt „Grauzone" welches die Tanzbühne mit Derevo produziert hat, in Dresden bekannt. Seit April 1998 hat die Gruppe, welche durch die gemeinsame Arbeit an Dresden gebunden werden konnte, eine eigene Produktionsstätte - ihr Laboratorium. Was als Gastspiel begann, reifte über die Jahre nunmehr zu einer Produktionspartnerschaft. Im Laboratorium gibt es nicht nur die „Bönig-Körperschafft" mit der Premiere ihrer ersten Produktion als Ensemble, sondern auch ein „Fest zur Woche". Überraschung ist angesagt, aber auf keinen Fall ein neuer „Ball". Schon traditionell ist die Zusammenarbeit mit dem Hellerau e.V.. In diesem Jahr wird das Festspielhaus Spielstätte für drei auswärtige Gruppen mit ihren neuesten Produktionen sein. Besonders freue ich mich, daß es gelungen ist, den jungen Norweger Jo Stromgren nach Dresden zu holen. Stromgren gehört zu den Choreographen, welche das norwegische Tanztheater in die europäische „Oberliga" geführt haben. Er kommt mit zwei Stücken im Gepäck. „Masculin Mysteries" & „A dance tribute in dedication to football" werden im Festspielhaus als Doppelpack geboten. Das zweite Stück birgt in besonderer Weise Zeitgeist & Tanzwochentitelbezüge. Werden doch im Juni wieder Millionen Menschen nach Paris zur Fußballweltmeisterschaft schauen. Wir bieten eine erlebbare Alternative. Ideal für laue Sommerabende ist der Beitrag der Damen von „De Kazerne" aus Amsterdam. Sie bieten Ihnen tanztheatrale Outdoor-Kurzweil im Scheunegarten. Tanzwocheninsidern sind auch sie keine Unbekannten. Die holländischen „feme fatale" ziehen die Register von sarkastisch bis frivol. Was wäre die Tanzwoche ohne Locationen wie Yenidze, Erlweinspeicher etc. & ohne Outdoorüberraschungen. Zu letzteren sage ich nichts, sonst wären es keine Überraschungen. „Romeo & Julia" - eines der berühmtesten Paare dieser Welt, zeitloses Thema, rituell, sacral und immer wieder wert, behandelt zu werden - ist die Ausgangskonstellation der Inszenierung „rendevous sacral", welche wir in der Versöhnungskirche erleben können. Unter der künstlerischen Leitung des Dortmunder Regisseurs Rolf Dennemann bearbeiten auswärtige & Dresdner Künstler gemeinsam dieses genreübergreifende Projekt für den Ort. Tanz, Musik, Drama verschmelzen mit dem Ambiente, wir sind eingeladen eine neue Sicht auf das „alte" Thema & Stück zu erleben, gewürzt mit R. Dennemanns sehr eigenem Humor. Sie finden, wie Sie merken, alles wieder, was die Tanzwoche seit Jahren auszeichnet - Produktion, Präsentation, Experiment, Outdoor etc. - dies läßt sich „programmieren", Ihre Neugierde nicht. Abschließend bleibt mir nur, uns gemeinsam interessante Erlebnisse zu wünschen & allen zu danken, die zum Stattfinden & Gelingen der Tanzwoche beigetragen haben & beitragen. Natürlich ist uns, als frei getragenem Kulturverein, jede Unterstützung in unserer Arbeit, ob nun Tanzwoche oder Produktion, willkommen. Wir laden Interessenten herzlich ein, sich als Mitglied des „Vereins zur Förderung de TANZBÜHNE Dresden e.V." aktiv an der Arbeit zu beteiligen, oder diese durch Spenden zu unterstützen. Detlef G. Skowronek